Gerd Schinkel: HAMBI BLEIBT

Gerd Schinkel: HAMBI BLEIBT

Der politische Liedermacher und Journalist Gerd Schinkel aus Köln, der seine Protestwurzeln in der Anti-Atombewegung und in der Friedensbewegung hat, singt  im BIS. Seit 50 Jahren unterstützt er mit seinen Liedern auch den Widerstand gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit sowie die Forderungen nach mehr Schutz für Umwelt, Natur und Klima. Seit 2017 sieht er sich als Teil der Protestszene gegen RWE im Rheinischen Braunkohlenrevier, wo der Energiekonzern mit offener Unterstützung durch die NRW-Landesregierung beharrlich die klimapolitischen Notwendigkeiten ignoriert. Gerd Schinkel begleitet den Widerstand mit immer neuen Liedern und hat in einer Liederchronik mit dem Titel „Klimaschutz und Braune Kohle“ seit 2017 rund 550 Lieder geschrieben, die auf annähernd 40 CDs dokumentiert sind. Sein Konzertprogramm am 13. 2025 Juni besteht aus Liedern dieser Sammlung. Foto: Ulla Kellerwessel

Gerd Schinkel nahm erstmals im Dezember 2017 an einem Waldspaziergang von Michael Zobel und Eva Töller im Hambacher Wald teil. Er hatte vorher bereits 40 Jahre mit gelegentlichen Auftritten als singender Aktivist im zivilgesellschaftlichen Widerstand hinter sich: Mit eigenen Liedern bei Protesten gegen Atomkraft, gegen Rechtsextremismus, gegen Krieg und Aufrüstung, für Frieden und Abrüstung, für mehr Umweltschutz und gegen Ausländerfeindlichkeit und Abschottung zur Eindämmung der Migration nach Europa. Schon bei der Klimakonferenz in Bonn Mitte 2017 hatte er mit ersten Liedern zur sich abzeichnenden Klimakatastrophe im Kundgebungsprogramm einer der beiden größeren Demonstration teilgenommen.

Der erlebte Protest im Hambacher Wald zur Unterstützung der Waldbewohner in ihren Baumhäusern gegen die Rodungspläne von RWE hatten ihn im Spätherbst 2017 nachhaltig beeindruckt. Die dort vernommene Verabredung zum Widerstand gegen den Abriss des Immerather Doms, der wenige Wochen danach erfolgen sollte, ließen ihn ein erstes Lied für eine – damals noch ungeplante – Liederchronik zum Protest gegen die von der NRW-Landesregierung abgesegneten Machenschaften des Energiekonzerns RWE im Rheinischen Braunkohlenrevier verfassen: „Der Dom von Immerath“. In eisiger Kälte sang er es am Abrisstag mehr als ein Dutzend Mal durchgefroren mit eisigen Fingern vor den frierenden Demonstranten.

Er sah sich bereits als Teil diese Protestszene und war von da an fast immer mit einem knappen halben Dutzend Liedern am Waldrand vor den offiziellen Begrüßungsworten zu den eintreffenden Teilnehmern an den Waldspaziergängen dabei. Als sich nach dem gerichtlich verhängten Rodungsstopp im Hambacher Wald ab Oktober 2018 der Protest vom Rand des Tagebaus Hambach mehr an den Rand des Tagebaus Garzweiler verlagerte, um die sechs Dörfer zu retten, die von den Schaufelradbaggern bedroht waren, griff er auch diese thematische Erweiterung in seinen Liedern auf, genauso wie die bald sich zu Wort meldende Fridays for Future-Bewegung und die Zuspitzungen des Protestes auf vielen politischen Ebenen und an vielen Orten rund um die Tagebaue.

Er sah es nachfolgend als seine Aufgabe an, den Widerstand mit immer neuen Liedern singend zu unterstützen. Nach und nach wuchs so eine Sammlung von CDs, die er „Funktionslieder – Klimaschutz und Braune Kohle“ nannte. Bis 2025 ist sie auf 36 CDs mit etwa 550 Lieder angewachsen – eine Sammlung, von der man eigentlich annehmen sollte, dass sich die inzwischen planenden und entscheidenden Menschen, die sich der Würdigung von Kunst und Kultur am Tagebaurand widmen wollen, die Finger nach lecken müssten.

Gerd Schinkel sieht inzwischen eigentlich, nach einer am eigenen Leib erlebten Ausgrenzung durch eine intolerante Szene selbst ernannter Fundamentalprotestler aus dem „Lützi lebt-Protestcamp“, seine singende Unterstützung als abgeschlossen an – vermutlich zur Erleichterung und Zufriedenheit in den RWE-Büros, in denen die Zerstörung der Natur und der alten Dorfkultur im Rheinischen Braunkohlenrevier geplant und umgesetzt wird, und auch zur Erleichterung in den Etagen der Landesregierung in Düsseldorf, in denen die Rückendeckung der Politik für jedes Vorgehen von RWE generalstabsmäßig umgesetzt wird, als wenn der Lebens- und Gestaltungsraum „NRWE“ hieße mit maßgeblichem Einfluss von RWE.

Dort dürfte man an den Klartext-Funktionsliedern von Gerd Schinkel, mit denen er kontinuierlich seine Liederchronik ergänzte, kaum Vergnügen entwickelt haben. Und auch wenn sich Gerd Schinkel singend an bestimmten, „protestklimatisch kontaminierten“ Orten aus der Braunkohle-Szene zurückgenommen hat und ungebeten, uneingeladen seine Lieder dort nicht mehr singt, ist er nicht verstummt und singt sie gerne woanders.

Dass er kein Blatt vor den Mund genommen hat, davon kann man sich in seinem Konzert am Freitag, 13. Juni im „Bis“ überzeugen, wenn er gut anderthalb Dutzend Lieder aus seiner Liederchronik zu Gehör bringen wird. Seine Liederchronik ist wie ein Steinbruch der Erinnerung, wenn man sich Einzelheiten des Protestes aus dem Gedächtnis rufen möchte: Es sind „Lieder mit Biss“.

VVK 15 € AK 18 €

  • 13. Juni 2025 19:00 Uhr
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